Im Fokus: Rainer Mandel

Am 1. Juli 2016 tritt Rainer Mandel seine neue Position als Nachwuchsgruppenleiter im Rahmen des SFBs an. Für mindestens drei Jahre wird er mit seiner Forschung unseren SFB bereichern und erstmals Promovierende betreuen. Wir haben ihm einige Fragen gestellt.

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Wie sind Sie zur Mathematik gekommen und welches waren die bisher bedeutendsten Schritte in Ihrer beruflichen Laufbahn?

In der Schule habe ich mich im Mathematik-Unterricht immer wohlgefühlt und mir war klar, dass ich nach der Schule ein Studium im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich beginnen möchte. Zunächst befürchtete ich, dass ein reines Mathematikstudium zu trocken würde und schwankte daher zwischen Elektrotechnik und Technomathematik. Aus Erzählungen wusste ich, dass auch viele sehr gute Schüler im Mathematikstudium scheitern. In der Tat war die Umstellung hart, aber es hat großen Spaß gemacht. Nach dem Studium habe ich bei Prof. Reichel am KIT promoviert und zog im Anschluss mit meiner Familie nach Pisa, um dort meine Forschung mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) weiterzuführen. Seit Mitte Juni bin ich wieder hier und freue mich, als Nachwuchsgruppenleiter am SFB neue Forschungsprojekte durchzuführen.

Können Sie uns das Aufgabenfeld eines Nachwuchsgruppenleiters kurz darstellen?

Während ich in den letzten zwei Jahren ausschließlich mit Forschung beschäftigt war, kommen in meiner neuen Funktion weitere Aufgaben hinzu. Zum Beispiel freue ich mich darauf, einen Promovenden bei der Anfertigung seiner Dissertation zu unterstützen. Ferner werde ich mich durch das Halten von Vorlesungen und Seminaren in die Lehre einbringen. Hinzu kommen zunehmend organisatorische Tätigkeiten, die auch im Hinblick auf meine weitere wissenschaftliche Karriere sehr wichtig sind.

Im SFB forschen wir sowohl an der Analysis als auch an der Numerik von Wellenphänomenen. Welche Forschungsprojekte möchten Sie im Rahmen des SFBs durchführen?

Mein Arbeitsgebiet ist die Analysis sogenannter elliptischer partieller Differentialgleichungen mit Anwendungen in der nichtlinearen Optik. Das bedeutet, dass ich eine in diesem Bereich verwendete partielle Differentialgleichung mit mathematischen Methoden untersuche, um relevante Fragen zu beantworten: Existiert eine Lösung dieser Gleichung? Physikalisch formuliert: Propagiert eine Welle in diesem Wellenleiter? Wie finde ich stabile Lösungen? Wie muss überhaupt der Begriff einer “Lösung” gewählt werden, um eine mathematisch und physikalisch zufriedenstellende Lösungstheorie zu bekommen? Diese und ähnliche Fragen versuche ich in meinen Projekten hier am SFB zu beantworten. Konkret geht es in meinen Projekten um nichtlineare Helmholtzgleichungen, die zur Modellierung stehender Wellen in heterogenen nichtlinearen Medien herangezogen werden.

Unser SFB vereint ca 70-80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit Wellenphänomenen beschäftigen. In wie weit erhoffen Sie sich davon zu profitieren?

Ich gehe davon aus, dass die Attraktivität der Mathematik am KIT durch den SFB weiter zunehmen wird, sodass exzellente Studenten, Postdoktoranden, Gastwissenschaftler, Professoren am SFB anzutreffen sein werden, um voneinander zu profitieren. Es wird dementsprechend viele Lehrveranstaltungen, Seminare, Vorträge rund um das Thema “Wellen” geben, sodass ich in vielerlei Hinsicht fachlich dazulernen kann. Hinzu kommen die Kooperationsmöglichkeiten mit hiesigen Forschern aus der Analysis und Numerik, aber auch aus der Physik und Elektrotechnik. Ich freue mich schon sehr darauf.

Sie werden im Rahmen Ihrer Position auch die Gelegenheit haben, Promovierende zu betreuen. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?

Meine eigene Promotionszeit habe ich als sehr angenehm empfunden, weil ich die Möglichkeit hatte, mein Promotionsthema in größtmöglicher Freiheit zu bearbeiten. Ganz hervorragend war auch die Unterstützung durch meinen Doktorvater Prof. Reichel (KIT). Gerade in der Mathematik ist aus meiner Sicht das Vier-Augen-Gespräch zwischen Doktorand und Betreuer unersetzbar, zumal es häufig um Einschätzungen geht, die ohne eine gewisse Forschungserfahrungen kaum zu leisten sind. Hier ist meines Erachtens der Betreuer gefragt, der zu beurteilen hat, ob dieses oder jenes Resultat richtig sein könnte oder nicht, beweisbar sein könnte oder nicht. Daher setze ich auf eine gewisse thematische Freiheit und auf eine intensive Betreuung des Doktoranden.

Hermann-Billing-Preis 2014 Preistraeger

Verleihung des Hermann-Billing-Preis 2014 an Rainer Mandel für die beste Dissertation und David Hipp für die beste Diplomarbeit. Zu sehen sind (v.l.n.r.): Christian Wieners, Wolfgang Reichel, Rainer Mandel, David Hipp und Marlis Hochbruck

Seitdem Sie Karlsruhe vor einigen Jahren verlassen haben hat sich insbesondere für die Mathematiker hier viel getan. Die Analysis und Numerik haben einen SFB und das Institut für Algebra ein Graduiertenkolleg bei der DFG eingeworben. Außerdem sind wir alle in den neuen Mathebau umgezogen. Haben Sie den Standort bei Ihrer Rückkehr noch wiedererkannt?

Ehrlich gesagt: kaum. Auch wenn das Gebäude in seinen Grundzügen dieselbe Struktur wie zu meiner Studienzeit hat, ist das Innenleben doch sehr verändert. Besonders gefällt mir die neu integrierte Cafeteria und die vielen Plätze und Tische im Gebäude, an denen man kurz den Rechner auspacken kann oder sich einfach nur unterhalten kann. Toll ist, dass auch die Fakultät selbst große Fortschritte gemacht hat und sicherlich zu den besten in Deutschland gezählt werden muss.

Zum Abschluss eine persönliche Frage: Der Europameisterschaft findet im Moment in Frankreich statt. Wie erleben Sie die Spiele? Daheim, beim public viewing oder haben Sie Tickets für eines der Spiele?

Ich verfolge die Spiele so aufmerksam wie möglich. Da wir jedoch mitten im Umzug stecken, bin ich schon froh, wenn ich die Spiele zu Hause oder bei Freunden verfolgen kann.

Vielen Dank Rainer Mandel und eine erfolgreiche Zeit als Nachwuchsgruppenleiter.

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